Tipps zum Schwertkauf

Wann kaufen?

Ein Iaitô ist eine größere Anschaffung von mind. 300 Euro, wenn es als Trainingsgerät etwas taugen soll. So können es auch leicht 500 oder 600 Euro werden. Daher sollte man sich beim Kauf schon sicher sein, dass man Iaidô ausüben will. Sonst wird es ein sehr teures Dekostück. Günstige Requisiten von Amazon oder dem Messergeschäft um die Ecke sollte man meiden, diese sind im Training ein Sicherheitsrisiko!

Deshalb die Empfehlung: nicht gleich nach ein paar Trainings etwas bestellen, sondern 3-4 Monate reguläres Training mitmachen und dann entscheiden, was man will. Anfangs ist es ohnehin sinnvoll mit Bokutô zu arbeiten, weil es leichter ist und kein Verletzungsrisiko birgt. Wenn dann die Bewegungen schon etwas sitzen, kann man sich ein Iaitô (zumindest zeitweise) ausborgen - entweder ein Leih-Iaitô vom Verein oder private Iaitô - je nach Verfügbarkeit. Wenn man mit verschiedenen Iaitô gearbeitet hat, kann man dann auch besser einschätzen, was man selbst möchte oder braucht (siehe unten).

Wo kaufen?

Wir haben im Verein Erfahrungen mit mehreren Online-Händlern und Herstellern gemacht. Vorweg aber noch gleich zur Warnung: Auch wenn die Preise auf Nicht-EU-Seiten oft niedriger sind - der Import lohnt sich (vor allem bei Einzelbestellungen) oft nicht! Es kommen 20% Einfuhrumsatzsteuer, 1,7% Zoll, höhere Versandkosten sowie ev. eine Bearbeitungs- und Lagergebühr von der Post und eine Importgebühr dazu. Je nach Warenwert kann da einiges zusammen kommen und sich die Lieferung auch zeitlich verzögern. Außerdem muss man damit rechnen, dass man die zusätzlichen Gebühren bei Erhalt des Paketes in bar zahlen muss.

Hier die Seiten, die wir empfehlen können:


https://www.ninecircles.eu/ (Lager in Deutschland - kein Zoll)

https://tozandoshop.com/

https://www.swordstore.com/

https://zennihonbudogu.com/

Was kaufen?

Für ZNKR Iaidô (Seitei Iai) braucht man ein Daitô (Langschwert, entspricht einem Katana), während man für Kyoshinryû ein Daitô und ein Shôtô (Kurzschwert, entspricht einem Wakizashi) benötigt. Grundsätzlich gelten für Daitô und Shôtô dieselben Empfehlungen - mit Ausnahme der Länge (siehe unten).

Vorweg muss man aber entscheiden, ob man ein vorgefertigtes Iaitô kaufen will (In-Stock), oder ob man selber eines zusammenstellen möchte (Custom-Made). Die Vorteile eines In-Stock Iaitô sind, dass es sofort verfügbar ist und billiger kommt. Ein Custom-Made Iaitô braucht erfahrungsgemäß ca. 3 Monate für die Herstellung und dann noch die Zeit für den Versand vom Herstellungsort (meist Japan). Zusätzlich wird es umso teurer, je mehr besondere Optionen man wählt. Dafür hat man danach ein Einzelstück, das speziell nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen hergestellt wurde. Die folgende Liste mit Tipps bezieht sich auf Custom-Made Iaitô, wobei auch bei In-Stock Iaitô die Klingenlänge gewählt werden kann. Meist gibt es auch dieselbe Klingenqualität mit verschiedenen Beschlägen und Bespannungen (Koshirae), so dass man auch bei In-Stock Iaitô eine gewisse Auswahl hat.

Das Iaito im Detail - Was ist Was und Was bringt Was?

Gewicht der Klinge

Eine schwerere Klinge verändert die Balance des Schwertes und fühlt sich für manche besser an. Allerdings muss bei schwereren Klingen darauf geachtet werden, dass die Handgelenke korrekt eingesetzt werden, um sich im Laufe des jahrelangen Trainings keine Verschleiß-Verletzungen zuzuziehen. Dagegen sind leichtere Klingen komfortabler in der Handhabung.

Hauptsächlich hängt das Gewicht von der Länge der Klinge ab. Custom-Made Iaito bieten oft auch die Möglichkeit, die Klinge gegen Aufpreis extra massiv und somit schwerer fertigen zu lassen. Bei einem Shôtô kann ein höheres Gewicht von Vorteil sein, da dieses aufgrund seiner geringen Länge meist sehr leicht ist.

Länge der Klinge

Die optimale Klingenlänge hängt von der Körpergröße und der Armlänge ab. Hierzu gibt es Tabellen (siehe weiter unten), die eine grobe Einschätzung zulassen. Meist ist es jedoch besser, selbst verschiedene Längen auszuprobieren. Das Ziehen der Klinge (Nukitsuke) und ihr Wegstecken (Nôtô) müssen ohne Vorbeugen oder Verdrehen des Oberkörpers möglich sein.

Die Länge eines Shôtô beträgt zwischen der Hälfte- und zwei Drittel derer des Daitô, abhängig von den eigenen Präferenzen. Als Richtwert kann von 1,5 Shaku (45cm) ausgegangen werden.

Hamon

Die Härtelinie, oder auf Japanisch "Hamon", hat auf die tatsächlichen Eigenschaften der Klinge keine Auswirkung. Es handelt sich um ein ästhetisches Merkmal und steht rein im Ermessen des Besitzers. Bei der Aluminium-Zink-Klinge eines Iaito wird diese außerdem nachträglich auf die Klinge gebeizt, da diese Klingen nicht gehärtet werden.

Bo-Hi

Die Blutrinne, auf Japanisch "Bo-Hi" oder einfach "Hi", reduziert das Gewicht der Klinge, ohne ihre Stabilität zu kompromittieren. Ebenso sorgt sie durch die Verwirbelung der Luft beim Schnitt für ein charakteristisches Geräusch, das dem Anwender die Möglichkeit gibt zu erkennen, ob der Schnitt korrekt ausgeführt wurde oder nicht. Somit sollte sie auf jedem Iaito vorhanden sein, ist aber nicht unbedingt notwendig. Gerade auf Shinken (scharfen Schwertern) ist sie oft nicht vorhanden.

Habaki

Die Klingenzwinge ist eines der Teile, die die Klinge an der Tsuka (dem Griff) befestigen. Auch hält sie das Schwert in der Saya (der Scheide). Ihre Optik und Material haben hauptsächlich ästethischen Wert und sind dem eigenen Geschmack überlassen.

Fuchi und Kashira

Sie verstärken, im Fall der Fuchi die Tsuka Richtung Klinge und schließen sie im Fall der Kashira am Ende des Griffs ab. Abgesehen von ihrer offensichtlichen Funktion, sind Material, Oberfläche und Verzierung wieder eine Frage der persönlichen Präferenzen.

Menuki

Die Menuki sind zwei reliefartige Einlagen, meist in dem Bereich der Tsuka angebracht, den die Handflächen beim Führen des Schwertes nicht aktiv berühren. Dafür dient es den Fingern als Orientierungsmöglichkeit auf dem Griff. Es kann, je nach Wicklung und Handgröße jedoch dazu kommen, dass sich spitze Teile störend auswirken. Abgesehen davon unterliegt die Optik den eigenen Vorzügen.

Bei Custom-Made Iaito ist die Platzierung der Menuki oft frei wählbar.

Tsuka Ito

Tsuka Ito, übersetzt so viel wie "Schnur des Griffs", bezeichnet das Material, welches für die Wicklungen der Tsuka verwendet wird. Das am weitesten verbreitetste Material ist hierbei Baumwolle. Für Custom-Made Iaito stehen allerdings auch häufig Leder und Seide gegen einen Aufpreis zur Verfügung. Der Unterschied liegt hauptsächlich in der Haptik und Optik, sowie der Alterung des Materials durch Schweiß bei regelmäßigem Training. Weiters besteht häufig die Auswahl aus verschiedenen Farben.

Tsuka Maki

Übersetzt, die "Wicklung des Griffs", unterscheidet sich die Art der Wicklung auf der Tsuka weitestgehend durch die Optik. Je nach Vorliebe kann bei Custom-Made Iaito häufig zwischen der Standard-Wicklung (siehe Fotos oberhalb), einer engeren Wicklung um die Menuki oder einer engeren Wicklung auf der gesamten Tsuka gewählt werden.

Samegawa

Die Samegawa bezeichnet das Fisch-Leder, traditionell Rochenhaut (Same), welches unter der Wicklung auf der Tsuka als Bespannung verwendet wird. Am Häufigsten ist diese Weiß oder Schwarz (wie in den Fotos weiter oben), während bei Custom-Made Iaito abweichende Optik häufig den Preis in die Höhe schnellen lässt. Dies ist durch die aufwändigen Herstellungsprozesse des Leders, der vom Standard abweichenden Bespannung zu verantworten.

Form der Tsuka

Für den Griff gibt es mehrere mögliche Formen, welche sich hauptsächlich in der Haptik unterscheiden und von den persönlichen Vorlieben abhängen. "Hyojun" bezeichnet die Standardausführung, die an der Tsuba die größte Höhe aufweist und sich dann in Richtung der Kashira hin verjüngt. "Imo" hat über die gesamte Grifflänge dieselbe Höhe, während "Ryugo" gewissermaßen eine Sanduhren-Form aufweist - also in der Mitte des Griffs etwas dünner ist als am Anfang und am Ende.

Länge der Tsuka

Die Länge des Griffs, der "Tsuka", ist abhängig von der Größe der Handflächen. Auch hier gibt es, wie bereits bei der Länge der Klinge, nützliche Tabellen (siehe weiter unten) zur groben Abschätzung. Auch kann in gewissen Grenzen nach Präferenz variiert werden. Weicht jedoch die Länge zu sehr von dem benötigten Maß ab, kann dies die Handhabung des Iaito erschweren. Auch hier hilft es, verschiedene Längen vorher auszuprobieren. Zusätzlich beeinflusst die Länge der Tsuka die Balance des Schwertes. Hier sollte auf das bevorzugte Verhältnis von Klingenlänge zu Grifflänge geachtet werden.

Generell ist wichtig, dass die linke Hand die Kashira nicht berührt, während die rechte Hand das Stichblatt, die "Tsuba" gerade nicht berühren sollte. Zwischen beiden Händen sollte etwa eine halbe Faustlänge Abstand sein. Sind die Hände zu nahe beisammen, lässt durch den geringeren Hebel die Kontrolle des Schwerts nach und es kann auf Dauer zu Verletzungen der Handgelenke kommen. Sind die Hände zu weit auseinander, kann kein korrekter Schnitt mehr ausgeführt werden, da der Unterschied in der Reichweite zwischen linkem und rechtem Arm zu groß ist. Im Fall des Shôtô, welches ja nur mit einer Hand geführt wird, kann man als Richtwert die Länge der eigenen Faust plus 5 cm annehmen.

Tsuba

Die Tsuba, das Stichblatt, ist meist das hervorstechendste Merkmal eines Iaito. Auch lässt sie das höchste Maß an Individualisierung zu. Tsuba waren in der Edo-Ära (1603 - 1868) in Japan beliebte Geschenke zwischen Samurai, da ein komplettes Schwert oft zu teuer war, eine Tsuba jedoch preismäßig in gewissen Grenzen blieb. Dadurch entwickelte sich eine regelrechte Handwerks-Industrie mit oft aufwändigen Verzierungen und Motiven.

Ihre Optik obliegt dem persönlichen Vorzug, jedoch sollte darauf geachtet werden, dass Gusseisen-Tsuba rosten können, und deshalb regelmäßig geölt werden müssen. Auch hilft ein Design, welches Einkerbungen an den richtigen Stellen aufweist, da dies erleichtert, sich die richtige Position des Daumens beim Ziehen des Schwerts anzugewöhnen. Zusätzlich beeinflusst das verwendete Material das Gewicht der Tsuba und somit die Balance des Schwertes.

Saya

Die Schwertscheide, oder Saya, wird für jede einzelne Klinge individuell angefertigt. Aufgrund des Fertigungsprozesses sind keine zwei Klingen jemals komplett gleich, wodurch auch jede Klinge ihre eigene Saya benötigt. Dies gilt allerdings nur für handgefertigte Klingen.

Farbe und Textur der Saya sind hauptsächlich von der persönlichen Vorliebe abhängig. Allerdings entstehen auf der hochglänzenden Oberfläche leichter Fingerabdrücke oder Kratzer, während die matte Oberfläche etwas pflegeleichter ist. Auch ist die Reibung zwischen der glänzenden Oberfläche und dem Obi, in welchem die Saya während des Trainings ja fixiert wird, deutlich höher als mit der matten Oberfläche. Welches von Beidem man hier bevorzugt, muss dahingehend individuell entschieden werden.

Kojiri und Kurigata

Die Kojiri (Abschluss der Saya am geschlossenen Ende) und die Kurigata (Öse für die Sageo) schützen und verstärken Stellen, an denen eine metallische Verstärkung nicht unbedingt erforderlich ist. Standardmäßig sind diese daher nicht vorhanden. Gegen einen Aufpreis kann bei einem Custom-Made Iaito jedoch auch hier nach Vorliebe entsprechend aufgerüstet werden.

Koiguchi

Übersetzt das "Karpfenmaul", kann auch die Öffnung an der Schwertscheide, in welche das Schwert eingesteckt wird, nach Vorliebe mit einem Metallring verstärkt werden. Dies beugt einem Reissen der Saya vor, was aber bei sachgemäßer Behandlung kaum vorkommt. Allerdings ist es für ungeübte Iaidôka nicht zu empfehlen, da bei unsachgemäß ausgeführtem Nôtô (Wegstecken des Schwertes) die Mune (der Klingenrücken) verkratzt werden kann.

Sageo

Die Kordel, bzw. das Band, welches von den Samurai oft zum Hochbinden der Ärmel, aber auch als Waffe oder schlichte Zierde eingesetzt wurde, ist normalerweise aus Kunstfaser oder Baumwolle. Im Iaido hat es inzwischen häufig nur noch zeremoniellen Wert. Vergleichbar mit dem Tsuka Ito kann hier jedoch nach eigenem Ermessen auch auf Leder oder Seide umgestiegen werden. Verschiedene Farben stehen meist zur Auswahl. Im Fall von Baumwolle oder Leder, kann die Sageo jedoch verhältnismäßig steif sein, was die Handhabung etwas erschwert.

Welches Material?

Iaitô sind grundsätzlich aus einer Aluminium-Zink Legierung gefertigt. Sie sind damit leichter als Stahlschwerter und können auch nicht geschliffen werden. Für Tameshigiri (Durchschneiden von Bambus oder aufgerollten Matten) werden sogenannte Shinken (“wahre Schwerter”) verwendet. Hierbei handelt es sich um Schwerter aus Stahl, die eine scharfe Klinge besitzen. Grundsätzlich ist es möglich mit einem Shinken Iaidô zu praktizieren, allerdings sollte man erst in sehr hohen Dan-Graden damit beginnen, da die Verletzungsgefahr sehr groß ist. In vielen Vereinen und auf vielen Lehrgängen sind Shinken daher verboten (außerdem sind sie um einiges teurer).

Zusätzlich gibt es auch ungeschärfte Iaito aus Stahl oder rostfreiem Edelstahl, was sich jedoch meist stark im Preis und natürlich dem Gewicht niederschlägt. Bei Stahl-Iaito muss viel Zeit in die Pflege der Klinge investiert werden, um ein Rosten zu verhindern. Auch für die Ein- und Ausreise nach- oder aus Japan benötigt man eine spezielle Genehmigung für ein Stahlschwert, ob geschärft oder nicht. Für den Anfang ist somit ein Aluminium-Zink Iaitô empfehlenswert.

Länge für Klinge und Griff

Über diese Tabelle ist grob abschätzbar, welche Länge bei Klinge und Griff sich für die eigene Körpergröße eignet. Sie bietet eine Möglichkeit zur Orientierung, kann aber das tatsächliche Ausprobieren im Training nicht ersetzen.

Die Klinge wird vom Ende der Habaki bis zur Spitze gemessen. Für Frauen wird im allgemeinen empfohlen, für dieselbe Körpergröße eine 0,05 shaku kürzere Klinge zu wählen.

Überblick und Begriffe

Quellen

Text: Christine Hölzl, Cornelius Praxmarer

Fotos: Manuela Hoflehner, Christine Hölzl, Cornelius Praxmarer, Wikipedia (gemeinfrei), Wikimedia (gemeinfrei)